Bücher in einer Schublade

Let’s talk about „Schubladendenken“

„Das bedeutet nicht, dass keine typischen Mann-Frau-Liebesgeschichten mehr geschrieben werden sollten. Das bedeutet nur, dass wir Autor:innen beim Schreiben vielleicht ein paar Minuten aufbringen können, um die Charaktere in unseren Büchern ein bisschen aus den typischen Schubladen herauszuschreiben.“

Let’s talk about „Schubladendenken“



„Das bedeutet nicht, dass keine typischen Mann-Frau-Liebesgeschichten mehr geschrieben werden sollten. Das bedeutet nur, dass wir Autor:innen beim Schreiben vielleicht ein paar Minuten aufbringen können, um die Charaktere in unseren Büchern ein bisschen aus den typischen Schubladen herauszuschreiben.“

Viele Leute fragen sich wahrscheinlich jetzt schon bei der Überschrift, was dieses Thema auf dieser Plattform zu suchen hat. Ich sehe das so: Wir als Autor:innen haben eine gewisse Macht, der sich viele gar nicht bewusst sind. Diese Macht haben auch andere Leute in der Medienwelt. Mit unserem Weltbild beeinflussen wir Menschen. Wir gaukeln ihnen eine Wirklichkeit vor, die nicht selten unreflektiert übernommen wird. Das fällt vor allem bei Kinderbüchern auf. Wenn alle „Mädchenbücher“ pink sind und die Mädchen auf Pferde, Einhörner und Nägel-Lackieren stehen, dann sehen die Leserinnen dieses Mädchenbild als normal an. Sie haben das Gefühl, sie müssen mithalten. GENDER ist hier der Begriff, der zwangsläufig fallen muss. Und auch wenn das einigen Menschen schon aus den Ohren heraushängt, sollte man sich trotzdem damit beschäftigen. Nenn es meinetwegen auch erst einmal nicht GENDERN – das ist ein großes Wort. Nenn es GLEICHBERECHTIGUNG oder ANTI-SCHUBLADENDENKEN. Nenn es, wie du willst, aber beschäftige dich damit und mach dir zur Aufgabe, in deinen Büchern immer ein bisschen Diversität zu vermitteln. Das braucht unsere Welt nämlich!

Das bedeutet nicht, dass keine typischen Mann-Frau-Liebesgeschichten mehr geschrieben werden sollten. Das bedeutet nur, dass wir Autor:innen beim Schreiben vielleicht ein paar Minuten aufbringen können, um die Charaktere in unseren Büchern ein bisschen aus den typischen Schubladen herauszuschreiben. Kann die Protagonistin vielleicht mal kurze Haare haben oder der Mann Erzieher sein? Es gibt so viele Kleinigkeiten und somit Botschaften, die wir in unseren Texten verstecken können.  

Um selbst ein Gespür dafür zu bekommen, in was für strikten Schubladen wir uns heute immer noch befinden, müsst ihr nur ein bisschen in euren eigenen Erinnerungen kramen. Ich habe das getan…

Ich finde es erschreckend, wie alltäglich Frauendiskriminierung heute noch ist und dass wir es teilweise gar nicht merken, weil es so normal ist. Ich merke das besonders, wenn ich an die gute alte Schulzeit denke. Früher war ich einfach noch nicht so reflektiert und habe mich noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Ich habe mich zwar schon immer auf meine Art für Gleichberechtigung eingesetzt, aber tatsächlich oft auf eine sehr falsche Art.

Hier ein paar Situationen, die mir eins zu eins so passiert sind:

Mädchen versteckt sich hinter einem Buch und steht in einem runden Portal

In der Mittelstufe habe ich angefangen, mich für Naturwissenschaften zu interessieren. Physik, Chemie und Mathe waren meine stärksten Fächer. Also habe ich mich damals für einen Wahlpflichtkurs angemeldet – Informatik und Physik.
Der Kurs hat ziemlich viel Spaß gemacht, uns herausgefordert und mich, als eine der wenigen Mädchen, natürlich sehr stolz gemacht. Doch dann kam es zu folgender Situation: Eine Klassenarbeit in Physik stand an. Wir bekamen Übungsaufgaben zur Vorbereitung. Ziemlich schnell hatte ich die leichten Aufgaben abgehakt und war zu den schweren übergegangen. Für eine Aufgabe brauchte ich einen Wert (wen es genau interessiert: die Dichte von Sand). Ich ging also zu meinem Lehrer und fragte danach. Er sagte folgenden Satz: „Nein, den gebe ich dir nicht. Halte dich mal lieber an die leichten Aufgaben. Wenn du die perfekt kannst, hast du zumindest schonmal eine 4 und bestehst.“

Keine Ahnung, warum ich damals mit den Jungen aus meinem Kurs mitgelacht habe, die das unglaublich witzig fanden. Verdammt nochmal, das war kein bisschen witzig! Das war Diskriminierung der allerschlimmsten Sorte. Ich war oder bin schließlich nur ein kleines blondes Mädchen mit strahlend blauen Augen. Wenn man mich ansieht, denken alle „süß“. „Intelligent“ oder „tough“ denkt aber keiner. Ich habe dem Lehrer übrigens eine 1+ aufs Pult gepfeffert und ab diesem Zeitpunkt war er mein allergrößter Fan. Bis zu meinem Abschluss hat er immer wieder behauptet, er sei der Grund dafür gewesen, dass ich ins Physikprofil gegangen bin. Vielleicht stimmt es sogar, aber nur, weil ich es jetzt der ganzen Welt beweisen wollte.

Es gibt eine Studie darüber, dass Mädchen in der Schule Angst haben, ihre Intelligenz zu zeigen, weil ihnen dann ihre Weiblichkeit abgesprochen wird. Dieser erschreckende Fakt hat mich dazu bewegt, das hier zu schreiben und beispielsweise auch meine Bachelorarbeit diesem Thema zu widmen. Einfach nur schlimm und wie ihr an meinem folgenden Beispiel seht: absolute Realität.
Denn als ich ins Physikprofil kam, habe ich wie eine Verrückte versucht, der ganzen Schule zu beweisen, dass ich trotz Physik und vielleicht einer gewissen Intelligenz, ein Mädchen sein kann. Ihr glaubt nicht, wie lächerlich ich mir vorkomme, wenn ich es heute erzähle. In meinen ersten zwei Wochen in der neuen Klasse habe ich NUR Kleider und Röcke getragen – und Leute, ich trage so gut wie NIE Kleider und Röcke. Aber ich wollte als Mädchen angesehen werden, wollte meine Weiblichkeit nicht verlieren, im Physikprofil herausstechen. Es ist mir gelungen, aber heute weiß ich, dass meine anfänglichen Bemühungen absolut der falsche Weg waren!

Um zu zeigen, dass sowas nicht nur in der „schrecklichen“ Schule passiert, hier nochmal zwei Beispiele aus dem Alltag:

Irgendwann während meiner Studentenzeit war ich bei der Einweihungsparty eines Bekannten. Es wurde spät und ich wurde müde. Also fragte ich ihn, ob ich mir einen Kaffee machen dürfte. Er sah mir dabei zu, wie ich den Kaffeefilter befüllte. Zum Schluss gab ich noch einen Löffel extra dazu und sagte: „Lieber ein bisschen zu stark, als wenn es nur nach Wasser schmeckt.“
Ich wünschte, ich könnte euch in diesem Moment sein Gesicht zeigen. Stellt euch einen herablassenden, irritierten und fast ein bisschen angeekelten Blick vor und hört seine entzückenden Worte: „Du bist auch keine richtige Frau!“ … Das lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen!

Andere Situation: Ich sitze mit einem Kumpel im Restaurant. Da ich viele Unverträglichkeiten habe und daher kaum Zucker zu mir nehmen kann, bestelle ich ein alkoholfreies Bier. (Alleine an der Tatsache, dass ich hier eine Erklärung abgebe, ein Bier bestellt zu haben, sieht man schon die verkehrte Welt). Er bestellt eine Apfelschorle.
Ratet mal, was die Kellnerin, ohne zu fragen, vor mir und was sie vor ihm abgestellt hat?

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ganz klar betonen, dass es mir nicht nur darum geht, dass Frauen keine Gleichberechtigung erfahren – es geht mir um das allgemeine Schubladendenken. Denn wie man an der Restaurantsituation sieht, „dürfen“ auch Männer so vieles in unserer Gesellschaft nicht, weil sie sonst nicht mehr als „männlich“ angesehen werden. Verdammt noch mal, lasst ihn doch seine Apfelschorle trinken!

Lasst uns daran mitarbeiten, die Schubladen nach und nach aufzulösen. Ich bin so gespannt, was ihr für Stories auf Lager habt. Ich hoffe, es kommen auch ein paar Geschichten von Männern. Schon einmal komisch angeguckt worden, weil du, wie mein Kumpel, eine Apfelschorle bestellt hast, gerne tanzt oder Liebesfilme guckst?

Let’s talk about „Schubladendenken“

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Was Du über mich wissen solltest…oder auch nicht…

„Wozu sollte ich mich mit der Realität befassen, wenn ich mich damit doch eh schon jeden Tag herumschlagen muss!?“
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Arbeitsplatz mit Laptop, Kaffee und Notizblöcken

Alles, was du brauchst, ist ein Stift und ein Blatt Papier…so ein Schwachsinn!

Arbeitsplatz mit Laptop, Kaffee und Notizblöcken

„Aber es gibt wohl keinen anderen Weg, als zu akzeptieren, dass man selbst zu den sterblichen, normalen Menschen gehört, die für ihre Ziele arbeiten müssen.“

Alles, was du brauchst, ist ein Stift und ein Blatt Papier…so ein Schwachsinn!



„Aber es gibt wohl keinen anderen Weg, als zu akzeptieren, dass man selbst zu den sterblichen, normalen Menschen gehört, die für ihre Ziele arbeiten müssen.“

Ich bin mir sicher, es gibt diese Genie-Autor:innen, die tatsächlich nur ein Blatt Papier und ein Stift brauchen, um – mal eben so – ein geniales Buch zu schreiben. Es gibt diese Genies in jeder Lebenslage. Und meiner Meinung nach gibt es keinen anderen Weg, als diese Menschen zu hassen. Wie kann es sein, dass einige Sachen, einigen Leuten nichts an Mühe abverlangt, während andere sich den Hintern wund arbeiten? Unfair!
Aber es gibt wohl keinen anderen Weg, als zu akzeptieren, dass man selbst zu den sterblichen, normalen Menschen gehört, die für ihre Ziele arbeiten müssen.

Ich schreibe, seit ich schreiben kann. Schon in der Grundschule habe ich mein erstes Buch geschrieben. Trotzdem gibt es eine Sache, die mir bis heute im Weg steht: Zeit.
Manchmal glaube ich selbst, dass ich dieses Problem vorschiebe, um mich nicht trauen zu müssen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber auch wenn das durchaus möglich ist, ist und bleibt Zeit ein Faktor, der beim Schreiben problematisch ist. Ich persönlich brauche nämlich unglaublich viel Zeit, um erst einmal in den Schreibfluss zu kommen und wirklich was zu schaffen. Zehn Minuten zwischendurch reichen mir da keinesfalls – da brauche ich gar nicht anfangen!

Irgendwann in meiner Schullaufbahn hatte ich mal genug Zeit. Dann kam die Abi-Zeit und das unfertige Buch lag jahrelang herum. Nach dem Abi nahm ich mir wieder die Zeit, aber der Zauber meines angefangenen Buchs war mittlerweile einfach verflogen.
Und schneller, als ich gucken konnte, kam die Uni, Praktika, Jobs und schließlich die Selbstständigkeit. Ich spinne nicht, wenn ich sage, dass ich zehn ausgearbeitete Buchkonzepte in der Schublade habe, die ich allesamt für gute Ideen halte, aber die Zeit, sie zu verwirklichen, habe ich nicht. Beziehungsweise NEHME ich sie mir nicht. Andere Dinge – weniger angsteinflößende Dinge – ziehe ich immer vor.

Das ist aber komplett falsch! Für das, was man liebt, sollte man sich immer die Zeit nehmen. Am besten jeden Tag, an den Wochenenden, im Urlaub. Immer dann, wenn man sich die Zeit nehmen kann und gerne mal die Welt um sich herum ausschalten würde.

Mädchen sitzt am Rand eines Brunnens und schreibt am Laptop
Zwei Mädchen liegen lesend auf einem Sofa

 Mittlerweile habe ich noch ein weiteres Problem: Ich studiere Germanistik und habe Praktika in verschiedenen Verlagen gemacht. Ich habe mich so viel mit dem Beruf „Lektorin“ und somit mit dem Überarbeiten von Texten beschäftigt, dass ich mittlerweile schon überarbeite, wenn mein Text noch gar nicht geschrieben ist. Aber so funktioniert es leider nicht. Fürs Schreiben muss man frei sein. Überarbeiten, Löschen, Neuschreiben oder alles genau so lassen, kann man später noch. Das ist also der nächste Tipp, wenn es um die Arbeitsweise beim Schreiben geht. 

Zusätzlich ist es sehr wichtig, den Kreativspeicher immer wieder aufzufüllen. In meinem Blogpost über Schreibblockaden habe ich eine Art, dies zu tun, bereits beschrieben: Rausgehen, Sachen erleben, Menschen treffen, in Urlaub fahren, …
Aber eine weitere Weise, den Speicher wieder zu füllen, ist viel simpler und man muss dafür nicht mal die gemütliche Couch oder das warme, kuschlige Bett verlassen. Bau dir unbedingt in deinen Alltag genug Lesezeit ein! Lesen lässt einen nicht nur entspannen, sondern gibt einem auch Inspiration von Autor:innen, die das große Ziel bereits geschafft haben: Das eigene Buch im Buchhandel.

Was die Logistik angeht, ist denke ich mal jeder Mensch anders. Einige Leute brauchen ihren festen Arbeitsplatz. Für mich gibt es kaum einen weniger inspirierenden Platz als meinen Schreibtisch in meinem Mini-Arbeitszimmer, an dem ich auch meine Hausarbeiten für die Uni schreibe oder den Papierkram für WReWRite erledige. Ich mag es, in der Natur zu schreiben oder bei gemütlichem Licht, mit einer Tasse Tee, auf meiner Couch. Am meisten inspiriert war ich bis jetzt in England, an den Steilküsten in der Nähe von Brighton, wo ich extra mal für ein paar Wochen war, um an meinem Buch weiterzuarbeiten.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das irgendwann mal mein Weg sein wird, meinen Traum zu verwirklichen: Eine Auszeit, um wirklich NUR zu schreiben. Nur glaube ich nicht, dass das der Weg sein sollte, denn wer kann sich sowas bitte leisten?

Also wenn ihr die Möglichkeit habt: Sucht euch euren Schreibplatz. Räumt bewusst Zeitfenster in euren Alltag ein, in denen ihr schreibt. Tippt erst einmal alles in die Tastatur, was euch in den Kopf kommt. Überarbeiten könnt ihr später! Zwingt euch nicht zu Kreativität. Nutzt unkreative Phasen und füllt euren Speicher wieder auf, anstatt deprimiert zu sein, wie leer dieser ist. Erlebt selbst oder beobachtet Menschen, die etwas erleben, hört ihnen zu, wenn sie was erlebt haben oder lest von denen, die etwas erleben. Nur so wird zur richtigen Zeit ein tolles Buch aus deiner Schreibfeder fließen. Glaub an dich!

Wo sind deine Schreib-Orte? Wo fühlst du dich inspiriert? Wann fühlst du dich inspiriert? Und wo suchst du dir deine Ideen für deine Projekte? Erzähl es gerne in den Kommentaren…

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Lesendes Mädchen mit Pferd

Ich dachte immer, man kann über alles und jeden schreiben – aber dann habe ich es versucht …

Lesendes Mädchen mit Pferd

„Manche Themen sollte man also den Experten überlassen“

Ich dachte immer, man kann über alles und jeden schreiben – aber dann habe ich es versucht …



„Manche Themen sollte man also den Experten überlassen“

Eigentlich gefällt mir besonders am Schreiben, dass man sich in jeden, zu jeder Zeit, an jedem Ort der Welt, hineinversetzen kann und aus dessen Sicht eine Geschichte erzählen kann. Das ist doch eigentlich die Magie, die die Grenzen der Realität verschwimmen lässt.

Doch so einfach ist es leider nicht. Wie gerne würde ich meiner Protagonistin mal einen coolen handwerklichen Beruf geben, wie Schreinerin, aber leider habe ich keine Ahnung davon und auch mit Recherche kann ich es nicht authentisch darstellen. Oder wie cool wäre es, wenn mein nächster Roman in Japan spielen würde? Aber verdammt, ich war noch nie da, Corona lässt eine Reise nicht zu und Google Maps reicht mir keinesfalls aus. Denn wie soll ich die Atmosphäre an einem Ort zum Mitfühlen echt beschreiben, wenn ich selbst noch nie dort war?

Eine ähnliche Diskussion gibt es über Themenbücher über Rassismus oder vergleichbar sensible Themen. Es gibt viele Anhänger der Meinung, dass eine solche Geschichte nur von denjenigen geschrieben werden kann, die selbst schon Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben. Ich persönlich würde mich da zwar nicht zu 100% positionieren (mit viel Recherche und Gesprächen mit Betroffenen, geht es sicher), aber für mich ist da schon etwas dran.

Wie soll ich als weißer Menschen mir jemals anmaßen, beschreiben zu können, wie sich ein Schwarzer fühlt, wenn er aufgrund seiner Hautfarbe beleidigt, ausgestoßen oder noch schlimmer körperlich verletzt wird? Das kann und möchte ich mir natürlich gar nicht vorstellen können.
Manche Themen sollte man also den Experten überlassen (auch wenn der Begriff „Experte“ im Kontext mit Rassismus selbstverständlich eine viel zu positive Assoziation hervorruft).

Nehmen wir nun mal ein nicht so politisch heiß diskutiertes Thema: Ein Pferderoman – sei es ein Kinderbuch oder ein Roman für Erwachsene, welches auf einem Reiterhof spielt. Im besten Fall bin ich natürlich das typische Pferdemädchen (oder -junge 😉), wie es im Buche steht. Doch wenn nicht, sollte ich zumindest mal auf einem Reiterhof gewesen sein, um mich in die Atmosphäre hineinfühlen zu können, zu wissen, über was geredet wird oder wie die Abläufe sind. Besonders gut funktioniert das Schreiben auch, wenn man vor Ort schreibt oder aber, wenn man direkt nach dem Rechercheausflug schreibt, sodass alle Eindrücke noch frisch im Kopf verankert sind.

Genau so verhält es sich mit der Zeit, in der deine Handlung spielt. Wenn du zu der Zeit selbst noch nicht gelebt hast, solltest du viel Inspiration und Wissen sammeln, wie es damals war. Schaue dir Filme oder Serien an, lies andere Bücher und informiere dich im Internet über das gewünschte Jahrzehnt, Jahrhundert oder Jahrtausend. Kleinigkeiten, wie das Erwähnen eines Künstlers dieser Zeit, machen die Erzählart gleich viel glaubwürdiger.

Mit der Zukunft verhält es sich etwas anders. Gott sei Dank weiß keiner, wie es irgendwann mal sein wird. Aus diesem Grund stehen dir im Grunde alle Türen der Vorstellungskraft offen. JEDOCH sollte auch hier alles wissenschaftlich begründet und fundiert sein – Berechnungen müssen stimmen, technische Neuheiten erklärt werden. In deiner Geschichte musst du sie quasi von Grund auf erfinden und erklären können.

Schreibe also in realistischen Geschichten nie von Orten, die du nicht kennst. Bleib bei dem, was du kennst! Und wenn du doch mal etwas weiter über den Tellerrand schauen möchtest, dann nimm dir unbedingt die Zeit, genug Informationen zu sammeln. Ansonsten wird ein Leser, der sich in diesem Bereich besser auskennt, keinen Satz glauben, den du von dir gibst.

Über was würdest Du gerne schreiben, von dem Du (zumindest noch) keine Ahnung hast? Schreib es gerne in die Kommentare…

Lass Deiner Fantasie freien Lauf und der Zauber erwacht … oder schläft ab Seite 2 wieder ein.

Immer wenn jemand zu Dir sagt: „Du hast eindeutig zu viel Fantasie.“ ist es der Moment, in dem Du Dir...
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PROKRASTINATION – Oder auch: 100 Wege, um nie ein Buch zu Ende zu schreiben…

"Ich habe auch komischerweise immer das Gefühl, gerade in einem Rutsch einen ganzen Roman schreiben zu können, wenn ich mit...
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Mädchen mit Büchern geht durch einen verträumten Garten

7 Tipps gegen den Endgegner: Die Schreibblockade

„Sperr dich nicht in deinem Kämmerchen ein und versuch krampfhaft, den nächsten Bestseller zu kreieren. Geh raus! Erlebe was!“

7 Tipps gegen den Endgegner: Die Schreibblockade



„Sperr dich nicht in deinem Kämmerchen ein und versuch krampfhaft, den nächsten Bestseller zu kreieren. Geh raus! Erlebe was!“

Die Schreibblockade ist etwas, was ich sehr lange für ein Märchen gehalten habe. Und das ist es auch. Nur leider kein Prinzessinnen-Rüschenkleid-Märchen, sondern eher ein Hexe-will-Kinder-im-Ofen-fressen-Märchen – unglaublich brutal und grausam. Und leider zusätzlich auch noch bittere Realität. Schreiben kann, gerade weil es so stark mit dem Herzen verbunden ist, wirklich wehtun. Wenn plötzlich jeder Satz nicht mehr funktioniert und die Handlung keinen Sinn ergibt. Wenn du einfach nicht mehr ausdrücken kannst, was du eigentlich ausdrücken möchtest, obwohl das eigentlich immer genau das war, was du am besten konntest.

Ich glaube, jeder Mensch, der schreibt, kennt das. Aber es gibt ein paar Tipps, die dagegen helfen und die solltest du unbedingt mal versuchen, BEVOR du deinen Laptop in Rage an die Wand wirfst – keine gute Idee! Und auf Dauer echt teuer!

Versuchs doch erst einmal damit…

1. Die erste Regel – und wohl auch die Wichtigste – ist: Schreiben ist ein kreativer Prozess. Kreativität kann nicht erzwungen werden. Wenn dir nichts gelingt und du kein schönes Wort aufs Papier bringst, dann lass das Papier erst einmal Papier sein und gib dem Ganzen Zeit. Manchmal reicht ein langer Spaziergang an der frischen Luft, manchmal braucht es eine Woche schreibfreie Zeit. Hör da unbedingt auf dein Inneres!

2. Wenn wir schon bei dem Spaziergang und der frischen Luft sind, hier mein zweiter Tipp: Ich denke, viele kreative Menschen können sich mit mir identifizieren, wenn es um Tagträume geht. Meine absolute Lieblingsbeschäftigung. Es ist noch besser als schlafen und dabei träumen, DENN hier kannst du deine Träume steuern. Mein ultimativer Tipp, wenn die Worte gerade blöderweise nicht aus dem Stift fließen: Spazierengehen und dabei die gewünschte Buchszene im Kopf wie einen Film durchlaufen lassen. Es ist unglaublich entspannend, bringt einen manchmal auf die besten Ideen und oft kann es einem gar nicht schnell genug gehen, wieder zuhause zu sein und all das Erträumte aufs Papier zu bringen.

3. Mein nächster Tipp ist eine offizielle Technik gegen Schreibblockaden. Sie nennt sich „Freischreiben“. Als ich die Technik damals gelernt habe, fand ich sie ziemlich bescheuert und habe niemals geglaubt, dass es funktioniert. Aber Leute, es klappt wirklich! Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe deine Gedanken auf. Nicht bedacht, nicht in der richtigen Reihenfolge. Kein „Liebes Tagebuch“, keine zusammenhängenden Sätze. Einfach Wort für Wort, was in deinem Kopf herumgeistert. Wenn du eine Seite vollgeschrieben hast, bist du freier für einen wirklichen Text.

4. Das bringt mich direkt zu meinem nächsten Tipp: Es ist mittlerweile normal, am Computer zu schreiben. Logisch, denn schließlich hat keiner Lust, das ganze Buch am Ende abzutippen. ABER mir persönlich fehlt manchmal am Laptop einfach dieses wirkliche „Schreiben“, das Kreativsein – das, was ich liebe und womit ich angefangen habe. Dann nehme ich mir manchmal einfach einen Collegeblock und beginne dort, meine Kapitel zu schreiben. Natürlich ist es nervig, wenn ich dann abends merke, dass ich nun 25 handbeschriebene Seiten abtippen darf und verfluche mich danach für die Papierverschwendung, ABER wenigstens habe ich mal wieder etwas geschrieben.

5. Es ist absolut Gold wert, ein kleines Büchlein, ein Heft oder auch nur ein Schmierblatt zu besitzen, in das du alles schreibst, was hilfreich für eine mögliche Geschichte wäre. Ich weiß nicht, ob ihr es kennt, aber ich sage mehrmals am Tag den Satz „Uhh, das wäre eine krasse Story“. Manchmal denke ich mir auch nur meinen Teil.
Vielleicht ist es nur ein Name, der euch gefällt oder ein ausgefallenes Haustier, was eure nächste Hauptperson unbedingt haben sollte. Egal, was es ist – irgendwann wirst du in dieses Heft schauen und genau die zündende Idee finden, die du für dein neues Projekt noch gebraucht hast.

6. In der Coronazeit hatte ich zum ersten Mal das Phänomen, dass mein Kreativspeicher nicht mehr ausreichend gefüllt war. Während viele Leute in der Lockdown-Phase endlich mal wieder Zeit hatten, zu schreiben, fehlten mir meine vielen Reisen, die Unternehmungen mit meinen Freunden, die Arbeit und die Uni, um meinen Speicher täglich mit tollen Ideen zu füllen. In der Zeit war es natürlich nicht möglich, etwas dagegen zu unternehmen, aber im Allgemeinen ist das einer meiner wertvollsten Tipps gegen Schreibblockaden: Sperr dich nicht in deinem Kämmerchen ein und versuch krampfhaft, den nächsten Bestseller zu kreieren. Geh raus! Erlebe was! Nur so kannst du genug Inspiration sammeln, um lebensnahe oder besonders lebensferne Bücher zu schreiben.

7. Und zu guter Letzt, ein Hinweis: WReWRite wurde (von mir höchstpersönlich) ins Leben gerufen, damit Schreiben eben nicht mehr von diesen „Alles-gegen-die-Wand-werf-Momenten“ geprägt sein muss. Wieso muss man mit der Arbeit alleine dastehen und sich selbst einen Weg raus aus der Schreibblockade suchen? Wenn ein Handwerker nicht weiterkommt, fragt er doch auch einen Kollegen oder seinen Meister. Also tue genau das! Lass uns zusammen brainstormen, wenn du mal keine Ideen mehr für dein Projekt hast. Ich, oder jemand aus meinem Team, wartet auf deine Anfrage und gemeinsam überlegen wir uns einen Handlungsverlauf, der so noch nicht da war…

Das waren meine ultimativen Tipps, um meinen – und hoffentlich nun auch deinen – Laptop tagtäglich vor Kollisionen mit der Wand zu bewahren. Ich hoffe, dass sie dir auch ein wenig helfen.
Vielleicht hast du ja auch noch ein paar Ideen und Tipps aus eigener Erfahrung, die du hier mit uns teilen möchtest. Lass gerne einen Kommentar da. Wir freuen uns…

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